Tracklog zum Runterladen auf www.tracklog.de
Es solllte in die Magdeburger Börde gehen, aber erst nach Reuden zum Tequila Drive. Dort gibt abgesehen davon, dass die neue Miss Germany aus diesem Dorf stammt, immer viel zu schauen, z.B. wie wilde Streetfighter, behäbige Cruiser, zerbastelte Jogibecher und kreuzbrave Tourer einträchtig vorwärts eingeparkt nebeneinander auf dem Hof stehen und wie ihre Piloten an der Visierreinigungsanlage vorbei meist hosehoch- und baucheinziehend zum Freilufttresen zwecks Kaffeefassen schlendern. Der Kaffeepott ist akzeptabel, der rote Aprikosenkuchen hervorragend und die Steaks vom offenen Grill ab mittags echt selbstgegrillt, preiswert und lecker. Das Tequila-Drive ist seit 7 Jahren immer einen Stopp wert und ist "typenoffen" - was Pferd und Reiter meint. Über den für knapp gefederte Moppeds zermürbend hoppeligen Asphalt ging es vorbei am ehemaligen Militärflugplatzgelände nach Zerbst, dann über eine öde, aber glatte Bundesstraße erster Ordnung parallel zur Elbe nach Gommern und wieder einmal durch die Elbe, diesmal aber nicht freiwillig, sondern gezwungen, weil die gerade erst wieder freigegebene Bundesstraße vor Schnönebeck noch 30 cm tief überflutet war. Da unter uns immer einige selbstfahrende Kinder weilen, wurde die Wasserdurchfahrt gleich mehrmals genommmen. Bei Biere auf dem Bierer Berg, der einzigen Erhöhung weit und breit, steht ein Turm, den man an anderer Stelle als typischen Leuchtturm bezeichnen würde. Leider stand er hinter einem Zaun und vor unserem Zugriff sicher. Vielleicht kann man ihn einmal besteigen und den Blick über die etwas öde und baumlose Bördelandschaft schweifen lassen. Das Lokschuppenfest am und im ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerk Staßfurt, wo bis 1988 noch mit Dampf im Plandienst gefahren wurde, bot reichlich Attraktionen für Eisenbahnliebhaber. Vorherrschender Typus war der sach- und fachkundige Endfünfziger unter Prinz-Heinrich-Mütze mit Pollunder, darüber eine sehr benutzte Windjacke und meist mit einer am Hals baumelnden Videokamera im Stand-by-Modus ausgerüstet. Oft war auch ein Dackel dabei. Keiner Fachsimpelei ging er aus dem Weg und es war sehr unterhaltsam, den Herren dabei zuzuhören. Durch einfaches Ohrenöffnen haben wir viel über die Startprozedur bei Bulldoggen und harte Winter beim Weichenauftauen gehört. Das war nicht alles, denn in den Schuppen zwischen vielen teilweise unter Dampf stehenden Loks waren Marktstände von Eisenbahndevotionalienhändlern aufgebaut, die die Scene mit Emailschildern, Aufklebern, Modellen, ausrangierten Aschenbechern und Literatur bedienten. Draußen wurde derweil pausenlos das Dampflok-startet-mit-schwerer-Last-bergauf-Schauspiel zelebriert, bei dem die Kameras aus dem Stand-by-Modus erlöst wurden und die Sucher unter der hochgeklappten Brille vors Auge wanderten. In gewisser Weise sehenswert waren die etwas unattraktiven Klos, die man nur aus Erzählungen kennt: Eine Holzkiste mit einem kreisrunden Loch, darunter ein gähnendes Loch und ein ätzender Gestank, der die Kraft gab, noch ein Stündchen zu warten. Reichsbahner müssen echt harte Burschen gewesen sein. Eine Überraschung bot der Rückweg: Dank eines Verkehrsunfalls wurden wir umgeleitet (wieso läßt man Motorräder eigentlich nie durch, wenn genügend Platz ist?) und erreichten Schönebeck von einer anderen Seite. Was ist denn das da für eine Mauer? Beim Näherkommen erwies sich die seltsame Mauer, die den Kurpark vom Bahnhof trennt, als Gradierwerk. Das sind 30m hoch aufgeschichtete Reisigbündel, über die aus dem Boden gepumptes Salzwasser rieselt. Durch die große Oberfläche verdunstet ein Teil des Wassers und unten kommt die Sole wesentlich höher konzentriert an, so dass weniger Energie zum Salzsieden verbraucht wird. Heute stehen nur noch 300m des einst fast 2 Km langen Gradierwerks und spenden den im Park lustwandelnden Kurgästen Gesundheit. Die Baden-Baden-Szenerie wäre perfekt, wenn aus dem Orchesterhäuschen auch noch Operettenohrwürmer geklungen wären. Übrigens wurde hier schon 1792 eine Dampfmaschine zum Fördern der Sole eingesetzt. Zurück ging es wieder durch die Elbe, nun aber nur noch 10cm tief. Das Hochwasser läßt nach. Über Loburg nach Wiesenburg und bei Brück auf die Autobahn, kurz vor der Spinnerbrücke wieder runter und endlich im Marinella was in den Magen bekommen (beim Dampfspektakel gab es nicht mal Dampfwurst). Peter G
Im DetailGroßbeeren - Sputendorf - Nudow- Saarmund- Tremsdorf - Fresdorf - Stücken - Zauchwitz - Beelitz - Neuendorf - Brück - Lüsse - Belzig - Wiesenburg - Reetz - Reuden - Dobritz - Zerbst - B184 Leitzkau - Gommern - B246a Plötzky - Schönebeck - L69/ K1294 Eggersdorf - Großmühlingen - Eickendorf - an der Bahn entlang nach Förderstedt (ist legal!) - Staßfurt - wieder Förderstedt - Atzendorf - Biere - Eggersdorf - Schönebeck - Gommern - Leitkau - L56 Hobeck - Loburg - Schweinitz - Nedlitz - Wiesenburg - Belzig - Brück - über Autobahn nach Berlin Linktips
|
seit 1.4.00