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Museumsparks und Kinder haben eines gemeinsam: sieht man sie längere Zeit nicht, verpasst man Entwicklungen. Grund genug also, sich wieder im Ziegeleipark Mildenberg zu tummeln, oben bei Zehdenick. Wie bei solchen Einrichtungen üblich, entdeckt man beim Wiedersehen vieles, was früher nicht ins Auge gefallen war. Bei einem Areal von rund 40 Hektar kann das passieren, zumal in der Zwischenzeit viele Informationen leicht verständlich aufgearbeitet wurden. Aber gehen wir das Ganze systematisch an, mit der Frage: "Haste Tone?" Schließlich wird Ton - bei normaler Temperatur eine prima Knetmasse - bei rund 1000 Grad krachend hart, weshalb er sich eben hervorragend als Baustoff eignet. Nun, Ton gibt's fast überall in Deutschland, sagt uns das Chemielexikon. Hier lesen wir auch, dass das Material durch Verwitterung von Stoffen entstanden ist, die Aluminiumoxid und eingebundenes Wasser enthalten. Das Wasser bildet übrigens eine Schmiermittelschicht zwischen den Aluminium- und Silicatkristallen, deshalb rutschen sie so gut aufeinander, die Masse ist verformbar. "Überrall vorhanden" heißt aber nicht ,,leicht erreichbar". Und so kommen wir zum Vorteil der Zehdenicker Gegend: hier ist die Sand-Deckschicht mal gerade zwei bis drei Meter, die Tonschicht aber drei bis zwölf Meter dick. Da lohnt sich das Baggern - außerdem handelt es sich um ein hervorragendes Material, das sofort mit Wasser und Sand vermengt und verarbeitet werden kann. Und dies wiederum geschieht im Grunde wie beim Semmelbacken. Ein mit Messern besetzter "Tonschneider" püriert und knetet alles ordentlich durch, damit ein ,,Teig" gleichmäßiger Qualität entsteht. Dieses Material wurde früher auf die Streichtische verteilt. Die Arbeiter dort hatten Holzformen, die zu füllen und an der Oberfläche zu glätten waren. Dafür gab's wenig Zeit, in einer 14-Stunden-Schicht rackerte ein guter Streicher 7000 bis 8000 Ziegel ab, 500 pro Stunde, neun bis zehn pro Minute, alle sechs Sekunden ein Ziegel... So, jetzt hatten die Bausteinchen schon eine Form, aber sie waren noch sehr weich. Man musste sie ein paar Tage in Ruhe lassen, bis ein Teil der freien Wassermenge verdunstet war und das Material angefasst und bewegt werden konnte - und zwar zu Trockenschuppen, wo die Steine ein paar Wochen lang weiteres Wasser verloren. Erst dann durften sie in den Ofen, zum Brennen. Bis 1858 waren das einfache Konstruktionen, denn erst Friedrich Eduard Hoffmann (1818—1900) konstruierte den Ringofen, der einen kontinuierlichen Betrieb und viel Energieersparnis bedeutete. Hoffmann hatte Ziegel im Eisenbahn-Brückenbau eingesetzt und sich Gedanken über eine rationellere Herstellung gemacht. Er erhielt 1858 das Patent auf seine Erfindung und schon im Folgejahr rauchte ein solcher Ofen in der Nähe von Schwerin. Der Erfolg war so groß, dass zwölf Jahre später etwa 1000 dieser Anlagen in Deutschland arbeiteten - in der Zehdenicker Umgebung waren es nur solche. Die Technik wird verständlich, wenn wir uns den Grundriss wie ein Uhr-Zifferblatt vorstellen. Der Ofenbereich "von zwölf bis drei Uhr" ist von außen zugänglich, hier werden die Rohlinge eingestapelt. Von ,,drei bis sechs" befindet sich die Vorwärmzone. Dort befinden sich bereits abgelegte Rohlinge, deren Temperatur langsam ,,hochgefahren" wird, und zwar mit Rauchgas, das aus der eigentlichen Brennzone (nebenan, von ,,sechs bis neun") stammt. Da wiederum findet gerade der Hartbrand statt. Der Brennmeister schüttet von oben dosiert Kohlengrus ein, der eine heiße Glut bewirkt. Und auf der Position ,,neun bis zwölf" werden die fertigen Ziegel langsam abgekühlt, damit sie keine Kälterisse bekommen. Ihre Restwärme wird für die Anlage ausgenutzt, der Luftstrom, der sie kühlt, dient — nun erwärmt - nebenan als heiße Feuer-Luftzufuhr der Brennkammer. Es wandert also kein Zeiger über unsere "Ofenuhr", sondern die Funktionszuweisung der jeweiligen Kammer. Aus- und Einräumbereiche werden zur Vorwärmzone, die frühere Vorwärmung zur Brennkammer, die ehemalige Brennkammer wird zum Abkühlraum - alles in gleichmäßigen Abfolgen und vor allem: ohne Unterbrechung des Brandprozesses, der schrittweise von Segment zu Segment wandert. Pfiffig, nicht? Übrigens wurde aus den Rundöfen bald eine ovale Konstruktion, die die Einrichtung von noch mehr Kammern ermöglichte. Soviel zum Thema "damals war's", denn die Technik entwickelte sich natürlich weiter. Die Handarbeiter wurden Ende der 20er Jahre in vielen Ziegeleien durch Strangpressen ersetzt, und das funktioniert im Prinzip wie beim Spritzen von Keks-Teig aufs Kuchenblech: Eine kräftige Presse drückt den Ton durch einen viereckig geformten Kanal, an dessen Ende eine Guillotine das abschneidet, was herausguckt. Wenn alles richtig eingestellt ist, haben die Stücke tatsächlich die Gestalt von Ziegelrohlingen. In jenen Jahren konnte auch ein weiteres Problem gelöst werden, das der winterlichen Unterbrechungen. Die von den Handstreichern gefertigten Rohlinge wurden ja nur überdacht, ansonsten aber der Vortrocknung an freier Luft überlassen, und das ging nur in frostfreier Zeit. Mit dem Zuwachs an Kohleförderung wurden Brennstoffe billiger, spezielle Hallen konnten beheizt werden. Die stärkere Erwärmung ermöglichte eine schnellere Vortrocknung und vor allem eine durchgängige Produktion das ganze Jahr über. Ok, all das ist natürlich bei weitem nicht alles, was man hier lernen und teilweise auch sehen kann. Aber Micha hatte ja eine Tour kreuz und quer über Kremmen, Neu- und Alt-Ruppin, Menz, an Fürstenberg und Rheinsberg vorbei durch Land- und Nebenstraßen vorbereitet Wo sie überall langfuhrte? Durch herrliche Wälder und an Seen vorbei (sh. Tracklog oder Roadbook unten). Man sollte sie im nächsten Sommer wieder fahren, an einem Tag, da kein solches Nieselwetter herrscht. Andererseits schuf gerade das Himmelsgrau eine insgesamt recht interessante Atmosphäre - kein Grund zu nörgeln, also. Und ein weiterer Punkt blieb besonders gut im Gedächtnis haften, der Stopp beim "Labyrinth der Sinne". Es befindet sich an einer eher unscheinbaren Stelle etwa an der Mitte der Landstraßen-Strecke (L192) zwischen Alt-Ruppin und Dierberg, bei Zippelsförde (dort, wo der Rhin überquert wird). Eine Fischbude, deren Brötchen besonders lecker schmecken, markiert die Stelle, an der man parken muss. Das Labyrinth befindet sich auf der anderen Straßenseite. Naturschützer haben hier ein kleines Wäldchen zum Lehrpfad umfunktioniert. Naja, hier wartet natürlich kein echter Minotaurus, aber eine Reihe interessanter Aufgaben, jeweils durch einen Faden der Ariadne II. miteinander verbunden. Die Fragetexte sind stets hinter wetterfesten Klapptafeln versteckt. Da wären zum Beispiel die "klingenden Röhren", drehbar installierte, lange Holzkästen, die bei jeder Bewegung seltsame Geräusche verursachen. In der kürzeren Röhre fallen Erbsen und Bohnen über Holzstäbe, lesen wir hier, aber was ist in der langen Röhre? Vermutlich rasseln hier Stahlkugeln über kreuz und quer gespannte Drähte. Oder ist es wirklich Wasser, das über Holzscheiben rauscht? Nebenan das Puzzle, dessen sechs Stücke aus den Holzarten besteht, deren Bäume man hier findet. Da muss man schon wissen, welche Baumart im Umkreis von 50 Metern nicht zu finden ist. Und für Naschkater gibt's die Box, aus der man sich Nusskrumel ziehen kann. Nur: sind das welche von Mandeln, von Walnüssen oder Haselnüssen? Vielleicht wissen's die Eichhörnchen, aber die verraten es nicht... So stand's auf -Mobil-Seite. © Fotos und Text G.Heimann
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