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Michael Stobbe hat es mal wieder übertrieben mit Roadbook und Material zu seiner Luch-Tour - es fehlt nur eine Karte im Maßstab 1:1 auf Millimeterpapier. So können wir hier kräftig aus der angebotenen Fülle schöpfen (Interessenten dürfen sich unter 627 18 71 Infos bestellen, wenn‘s denn nicht in die Tausende geht). Die Route führt ins Luch westlich der Stadt, auf Nebenstrecken kreuz und quer. Vom Einkaufszentrum Havel-Park Richtung Potsdam, dort abbiegen nach Neu Fahrland, Falkenrehde und auf besonderen Wunsch auch nach Paretz zum Schloß, wohin sich Friedrich Wilhelm III. mit seiner Königin Luise verzog, um ,,Still im Land" (so der Name des Schlosses) zu genießen. Der Bau wurde 1797 von David Gilly im herrschaftlichen Landhausstil errichtet. Weiter geht es über Ketzin, Zachow und Tremmen nach Gohlitz und Groß Behnitz. Dort wiederum steht (oder besser: verfällt) der Gutshof derer von Borsig. Hier fanden in den Jahren 1941 bis 1943 Treffen von Hitler-Gegnern des Kreisauer Kreises statt. Dazu gehörten als Gründer dieser stark ethisch orientierten Gruppe vor allem Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf York von Wartenburg. Weiter geht es über Riewend, Bagow, Gortz und Bametitz sowie Garlitz nach Buckow, zur staatlichen Vogelschutzwarte. Wenn man mit den Mitarbeitern einen Termin vereinbart, erfährt man alles über die dort im Naturschutzgebiet lebenden Großtrappen. Die Fahrt verläuft weiter über Damme und Liepe nach Möthlow, wo Henri Kraatz sein Bienenmuseum aufgebaut hat. lmker sind ja eigentlich eine Sonderform von Dieben, das gibt er unumwunden zu. Sie entwenden den Honig, also die Vorräte für den Winter, und gönnen den Tierchen wenn‘s kalt wird ein bißchen Zucker aus Rüben - ein schlechter Tausch für die Bienen, was den Wert betrifft. Da aber Zucker im Körper praktisch ohne Rückstände verbrennt und keine Schlacken hinterläßt, haben die kleinen Organismen auch einen Vorteil davon - sie können ja winters nicht einfach aufs Töpfchen gehen. |
So erklärt das jedenfalls einer, den wir sozusagen mit den Fingern im Honigtopf erwischt haben. Was Kraatz sonst alles noch präsentiert - und das ist eine Menge aus der Sparte Bauernleben früherer Jahre - mag sich jeder selbst ansehen (Terminabsprachen unter 033 876/ 405 64). Nach soviel Kultur knurrt der Magen. Also auf nach Haage, wo im Deutschen Haus deftig gefuttert wird. Die nächsten Nester überspringen wir hier mal, kommen bei Hakenberg zum Völkerschlachtsdenkmal (da ging‘s mal nicht gegen Napoleon. 1675, in der Schlacht bei Fehrbellin, gaben die Brandenburger den Schweden mächtig eins auf die Mütze), und bald sind wir im Storchendorf Linum (je nach Jahreszeit ist das Hochblicken zu den Nestern nur mit Brille empfohlen). Flatow, Tietzow und Börnicke - dort ruft der Landgasthof zum Kaffee und Kuchen - so geht es weiter über Grünefeld, Paaren, Pausin und Schönwalde zurück nach Spandau. Anmerkung:Wir sehen, die Tour muß gar nicht bis nach Giengen an der Brenz führen, auch im Berliner Umland gibt‘s nette Strecken. Die Ansprüche an Tourenplaner: Es soll nicht viel auf Bundesstraßen entlanggehen, denn die sind ja meist voll mit Autos. Es sollen aber - je nach Teilnehmern und Fahrzeugen - auch keine Sturzäcker sein. Auf Michael Stobbes Tour sind gut 90 Prozent Asphalt, ein Stück geht über gebrannte Ziegel (hochkant eingebaut) und nur selten machen sich Kopfsteine bemerkbar. Jetzt noch ein bißchen Viagra für den Zeigefinger: Wer in einer Gruppe fährt, muß sich anpassen. Heizen und wildes Überholen ist da nicht drin. Aber wer einen verantwortungsvollen Beruf hat, fährt ohnehin so, daß er ihn ohne größere Unterbrechungen (etwa durch sturzbedingten Krankenhausaufenthalt) am Montag fortsetzen kann. Man soll ja nicht immer nur Bedenken haben, sondern auch seinen Spaß. So steht's auf -Motorradseite. Der Autor Gido hat den Klau freundlichst genehmigt. |