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Rausfahrer sind ein hartnäckiges Völkchen. Sie fahren selbst dann raus, wenn gar kein Termin im Tagesspiegel oder auf den Rausfahrerseiten steht. Nachdem sich die ersten von uns von ihrem Schrecken erholt hatten, wurden die Telefone bemüht, um die Rausfahrer zu mobilisieren, sich ein Ziel für den 7. November auszudenken. Wir freuten uns über den schönen Tag und die Tatsache, dass wir doch noch 7 Moppeds und 8 Menschen waren, die ihren Sonntag außerhalb der eigenen 4 Wände verbringen wollten. Das Ziel war schnell in einem demokratischen Abstimmungsverfahren festgelegt. Durch eine morgenfrische schöne Landschaft ging es in Richtung Dennewitz. Wir wollten dort u.a. das Dorfmuseum besuchen und uns verschiedene Denkmale ansehen, die Zeugnis ablegten über die blutige Schlacht, die dort 1813 stattgefunden hat. Klaus war davon sehr angetan, weil er dort endlich mal alle 12 Denkmäler betrachten wollte. Natürlich geht es bei uns nie den direkten Weg und so ließ der erste Abstecher in den Wald nicht lange auf sich warten. Es hat sich gelohnt. Die Luft war klar und würzig und das letzte Laub leuchtete in wunderbaren Farben. Sogar ein kleiner Spaziergang war drin. Schon auf dem Wege dahin trafen wir beiderseits der Straße nach Wietstock auf Gedenktafeln und andere Hinweise, die den Schrecken vom 6. September 1813 dokumentierten. Seinerzeit fand hier eine der entscheidendsten Schlachten zwischen preußischen und französischen Soldaten statt, die Napoleon endgültig daran hinderte, Berlin einzunehmen. Bei dieser Schlacht standen sich 41.000 Mann der preußischen und 70.000 Mann der französischen Armee gegenüber. Es waren Verluste von Tausenden von Soldaten und Zivilisten zu beklagen. Die Inschriften der Denkmale sind zum Teil sehr makaber und treffen den unbefangenen Beobachter bis ins Mark. Bis Bardenitz blieb unser Haufen auch noch vollzählig. Als wir dort in Richtung Liepnitzquelle abbogen, verließ ein Rausfahrer mit empfindlichen Plastikteilen am Mopped der Mut in Anbetracht einer weiteren Sandstrecke. Zuvor hatte es sich ergeben, dass die offiziellen (!) Strecken zwischen Schönhagen und Hennickendorf sowie Nettgendorf und Kemnitz sich als Sandwege herausstellten (dabei waren diese alle gut zu fahren, selbst der Harleydampfer hatten nichts zu beanstanden). Also besuchten wir ohne Rennerle die Quelle und später auch die Gegend, in der früher die Nuthe entsprang (die Quelle ist inzwischen versiegt). Zwischen Niedergörsdorf und Dennewitz klapperten wir dann die Gedenksteine an die Schlacht bei Dennewitz ab. Lediglich der Schinkelsche Obelisk entzog sich einer Betrachtung, da er zu Restaurierungszwecken abmontiert war. Nach diesen kulturhistorischen Betrachtungen meldete sich unser Magen mit trivialem Hungergefühl. Der konnte im Gasthof "Zum Grafen Bülow" bei Gerichten wie "General Bülows Siegesschmaus"; "Napoleons Henkersmahlzeit" und andere Schlachtungserzeugnisse beruhigt werden. Die Informationsbereitschaft und das Engagement der Gastwirtin hat uns beeindruckt, ganz zu schweigen vom eigenproduzierten Streuselkuchen, den wir als "I-Tüpfelchen" spendiert bekommen haben. Dies war uns die Vergabe von 4 Helmen + Fliege wert. Alles, was wir vor dem Besuch des Museums von der netten Wirtin erfahren hatten, die übrigens auch - sofern sie Lust und Laune hat - Vorträge hält, half uns beim Verständnis der Ausstellung im Dorfmuseum, in dem u.a. in der Mitte des Raums ein Diorama steht, in dem 2.400 Zinnsoldaten in Reih' und Glied Aufstellung genommen haben, um dem Betrachter die Schlacht vom 6. September 1813 vor Augen zu führen. Daneben stehen ein paar Fundstücke aus diesen Zeiten und mehrere Texttafeln, die Auskunft über das Schlachtgeschehen, die beteiligten Feldherren und die Denkmäler geben. Jetzt weiß ich endlich, woher der Tauentzien seinen Namen hat. Nachzulesen ist dies alles in einer kleinen Broschüre, die an der Kasse erhältlich ist. Wir waren von alledem sehr beeindruckt und verließen Dennewitz langsam wieder in Richtung Heimat. Es ist schließlich November und schon gegen 16.00 Uhr "schummerig". Auf dem Rückweg schlenkerten wir zum bei Jüterbog zum Nuthestaudamm, ein ziemlich großes Bauwerk mit umgebendem Deich. Wenn man das kleine Rinnsal von Nuthe sieht, welches durch das Durchlassrohr plätschert, kann man sich gar nicht vorstellen, dass an dieser Stelle ein Staudamm vonnöten sein soll, um große Wassermassen fernzuhalten. Der Abschluß fand ausnahmsweise nicht im Marinella, sondern bei "Hasi" am Kranoldplatz statt. Wenn man von der Fischsuppe absieht, die sich als Gemüsesuppe mit drei Krabbenschwänzen entpuppte, war das Essen sonst o.k. Regina und Angelika
Die Tour im Detail: Großbeeren, Löwenbruch, Wietstock, Kerzendorf, Thyrow, Siethen, Jütchendorf, Blankensee, Schönhagen, Hennickendorf, Nettgendorf, Kemnitz (hier wurde endlich die Kopfsteinpflasterstrecke nach Bardenitz durch Asphalt ersetzt), Bardenitz, Frohnsdorf, Lindow, Malterhausen, Niedergörsdorf, Dennewitz, Rohrbeck, Bochow, B 101, Jüterbog, B 101, Berlin. |