Ein wirklicher Geheimtip, weil nirgends in der Literatur zu finden, ist dieses Privatmuseum. Wir fanden es sehenswerter als das wesentlich berühmtere Schmalspurbahnmuseum im gleichen Ort. Dieses Museum ist eigentlich keins, sondern vielmehr eine Fabrik, in der einfach mit der Arbeit aufgehört wurde. 1880 wurde aus einer Sägemühle eine Holzschleiferei. Der Holzschliff ist neben Lumpen der Rohstoff für die Pappe- und Papiererzeugung. Um die Jahrhundertwende und in "Zwischenkriegszeit" wurden neue Maschinen angeschafft, die bis zuletzt benutzt wurden. Noch heute wird das ganze Haus mit Elektrizität beheizt, die umweltfreundlich mit eigenen Wasserturbinen und Generatoren erzeugt wird. Es handelte sich schon immer um einen Privatbetrieb, der es mit diesem Status in der DDR natürlich schwer hatte (was die Besitzerin auch nicht 5 Minuten lang unbetont läßt). Trotz allem ist die Führung, die sie selbst macht, für Technikbegeisterte ein einmaliges Erlebnis. Ein Wasserrad mit 5,50 m Durchmesser trieb über durch alle Etagen laufende Umlenkrollen und Ledertreibriemen die Maschinen an (Holzschleifer, Holländer, Verfilzungstrommeln, Mischer etc.). Ähnliches findet man sonst nur demontiert und wieder aufgebaut in großen Museen (z.B. Berliner Museum für Verkehr und Technik), allerdings fehlen dort Flair, Geruch, Patina und der Zauber dieses Ortes. Frau Weigel, die schließlich jahrelang an jeder Maschinen stand, ist selbst ein Denkmal. In welchem Museum macht man sich schon Sorgen, wie man die völlig durchnäßten Motorradfahrer und deren Klamotten wieder trocken bekommt... |