Alpenstartseite Der Rausfahrer-Report

Rausfahrers go Alps 2000: Tag Drei

Berge, Schrott, Pannen und trotzdem fahren

Nach dem Frühstück wurde gemeinsam Peters Diesel entladen, dann starteten wir zur ersten Tour. Die BORGies vom Buell-Forum wollten zurück Richtung Heimat (Stuttgart), deshalb wurde die Strecke Ritten - Penserjoch - Jaufenpass - Timmelsjoch - Grenze Österreich in Angriff genommen.

geschredderte KawaDie Abfahrt nach Bozen und die langkurvige Auffahrt zum Ritten diente dem Anwärmen von Fahrer, Bremse und Reifen. Dann über die engkurvigen Straßen auf dem Ritten und über Wangen und eine kleine Nebenstraße runter zur Sarntalstraße. Die Buellisten gaben bei bestem Wetter und Straßenzustand ein straffes Tempo vor, welches die schwächer motorisierten Alpennewcommer nicht mitgehen konnten. Das Feld streckte sich wie an manchem Rausfahrer-Sonntag. Der Versuch, verlorene Zeit bei Ortsdurchfahrten wettzumachen, führte bei Ralf zum Ignorieren der Fahrschulregel bei der Anfahrt von Hügelkuppen. Es folgte eine kurze Flugphase der Motó, die Landung fand mit blockierendem, rechts überholen wollendem Hinterrad in einer Bushaltestelle (ohne Bus!) statt. Kurz vor deren Ende konnte die Fuhre wieder in Fahrtrichtung gezwungen werden, zur Erheiterung des hinterherfahrenden Motó-Michas gab es eine neue Fahrbahnmarkierung und die Verbesserung der Bergluft mit Metzeler-Aroma. Schwein gehabt, hinter solch einer Kuppe könnte eine Radarfalle oder der Russe lauern.

Zum gleichen Zeitpunkt ereignete sich im vorderen Teilnehmerfeld leider eine größere Katastrophe. Dem an dritter Stelle im Rennen befindlichen Michael aus Magdeburg auf Kawasaki rutschte in einer Rechts-links-bergab-Kombination das Hinterrad ins Bankett, der folgende Sturz hatte zwar nur geringe körperliche, aber erhebliche materielle Folgen. Die Kawa ging in die gegenüberliegende Leitplanke, eine völlig zertrümmerte Frontverkleidung, geschredderte Armaturen und diverse Abriebspuren rechts waren die Quittung. Dem Piloten verschaffte dies einige Prellungen, mit dem demolierten Mopped war eine Weiterfahrt unmöglich.

Nach nur 35 Kilometern war Michaels Urlaub beendet. Zu allem Überfluss war an der Unfallstelle ein telekommunikatives Herbeirufen der gelben Engel nicht möglich, das Mopped musste an den Straßenrand und Michael als Sozius auf Pits Tiger. An der nächsten Hauptstraße gelang dann die Bergungsorganisation via ADAC, Pit opferte sich und leistete fahrt- und moralische Unterstützung. Während die beiden auf den Abschlepper warteten, fuhr der Rest weiter zum Penserjoch und Jaufenpass. Der Fremdverkehr hielt sich Almwerkstatterfreulich in Grenzen, es konnte zügig gefahren werden. Trotz eifrigster Bemühungen saßen Peter und die beiden Buell-Piloten schon oben beim Kaffee, wenn das Hauptfeld eintraf. Ein Zustand, der sich die gesamte Woche nicht deutlich ändern sollte. Die Jungs fuhren immer, als wären sie vor irgend etwas auf der Flucht. Ein Wegrutscher in einer sandigen Kehre hinterließen an Peters Buell und Hose nur leichte Schleifspuren. Der Rückspiegel wurde dann während der Fahrt wieder eingestellt. Na egal, die Letzten werden die Ersten sein (oder beißen die Hunde, dämliche Sprichworte).

Während der Pause konnte endlich mal ein Blick auf die Landschaft riskiert werden, eine undichte Bremsentlüftungsschraube wurde nachgezogen, eine Kette nachgespannt. Mit dem üblichen Affenzahn ging es hangabwärts und durch einen Talkessel. In einem Örtchen mit Ristorante (St.Anton) neben Tanke am Fuße des Timmelsjochs war wieder Rast. Dabei zauberte Peter den Ersatz für Bernds gebrochene Auspuffhalterung aus dem Rucksack. Bei der anschließenden Auffahrt zum Pass begann das Vorderrad einer Odenwälder S1 unmotivierte Tänze. Sofortdiagnose: defektes Radlager. An eine Weiterfahrt war nicht zu denken, solidarisch machten sich die BORGies auf den Weg zurück zur Tanke. Udo, Motó-Micha und Ralf verblieben zur Erstbefahrung des Berges.

Während letztgenannte in Ruhe Aussicht und den leckeren Eintopf in der Jochbaude genossen, begann im Tal die Reparatur. Der Pechvogel baute schon mal das Vorderrad aus, Peter machte sich mit BORGie Nr. 2 auf den Weg. Gesucht wurde ein Kugellager Typ 6304 (oder so, Normteil). Da weit und breit keine Motorradwerkstätten existierten, war Improvisation gefragt. Diverse Metallfabriken wurden abgegrast, man besichtigte Lehrausbildungswerkstätten und sortierte in Buell fahren heisst schrauben lerneneiner Firma die Lagerbestände. In Meran wurden beide fündig, für ca. 30,- DM erstand man das passende Lager. Zurück traf man auf die ebenfalls heimgekehrten "Bergsteiger", unter gemeinsamen hilfreichen Kommentaren wurde das Lager gewechselt, anschließend gab es noch den verdienten Capuccino.

Die Stuttgarter wurden verabschiedet und traten nun endlich die reichlich verspätete Heimfahrt an, auch wir düsten runter nach Meran, durchs Tal, den Passo Palade wieder rauf, durch Fondo und bei Nacht den wunderbaren Passo Mendola an der Felskante entlang mit Blick auf das Tal nach Kaltern wieder runter, durch Bozen und unsere Hausstrecke wieder rauf nach Steinegg. Dort gab es Abendbrot und Livebericht von Pit und Michael. Die beiden hatten nach erfolgter Bergung der Kawasaki und den üblichen Formalitäten noch eine gemütliche Rundfahrt getätigt. Michaels Kommentar zum Moppedfahren auf dem Rücksitz : "Schei...".

Zum Trost gab's lecker Weizenbier bis zum Erreichen der Bettschwere.


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