Alpenstartseite Der Rausfahrer-Report

Rausfahrers go Alps 2000: Tag Fünf

Sellarunde, Lowsider und Schlucht am Abend

Nach dringend notwendigem Nachtschlaf wurde beim Frühstück als Tagesziel die Sellarunde ausgeguckt. Dem diplomierten Rausfahrervorfahrer Peter folgten alle hinunter ins Tal nach Blumau, weiter ging es eine sehr schmale Straße nach Tiers hinauf.

Ein in gleicher Richtung fahrender Fiat Marke Klempnerkiste stellte das einzige, jedoch extrem schwierige Hindernis dar. Ein Überholen war äußerst kompliziert, da der Fahrer keinen Zentimeter Platz verschenkte und ständig Kampflinie fuhr. Der Grund war allerdings nicht dessen Sturheit, sondern die Tatsache, das er mit der einen Hand schaltete und mit der anderen das Handy festhielt. Mit Todesverachtung passierte einer nach dem anderen die Dose unter Alle Richtungen sind OKAusnutzung des eigentlich nicht vorhandenen Freiraumes. Der auf vorletzter Position fahrende Motó-Micha wollte es genau wissen, stach in die immer enger werdende Lücke, bis ihm die Fahrbahn ausging. Bei der Wahl des nun noch möglichen Kontaktpunktes entschied er sich für die bergseitige Felswand und verschonte den Fiat, was dessen Pilot auch mit Dankbarkeit quittierte. Auf der Habenseite stand nun eine leicht angeschabte Jacke und eine Motó mit Elektriktotalausfall. Übeltäter war das bei Felsberührung beschädigte Zündschloss. Die Vorraser kamen zurück, die Einzelteile wurden eingesammelt und Peter begann mit dem zusammenpusseln der Teile. Beim zweiten Versuch klappte es, die Bruchstücke mussten nun noch einigermaßen haltbar verbunden werden.

Zuerst sollte Ralfs gut vorgeweichter Kaugummi diesen Part übernehmen, dann fand sich in einem Erste-Hilfe-Kissen eine Rolle Heftpflaster an. Ein Kabelbinder zu guter Letzt, Operation geglückt. Es folgte nun die Auffahrt zum Nigerpass, in der Tscheinerhütte an der Straße wurde Kaffeepause gemacht. Dann weiter zum Karerpass, die Städtchen Vigo di Fassa und Canazei wurden passiert. Es folgte die klassische Sellarunde, bei Autor Schmittregem Verkehr hinauf zum Passo Pordoi. Dort fuhren einige Teilnehmer zu weit und mussten wieder eingesammelt werden. Die Runde wurde über den Passo di Campolongo, Rieseneis in Corvara, Grödnerjoch, Passo di Sella fortgesetzt. Runter nach Canazei, tanken, noch mal den Pordoi rauf. Für Peter bot sich die Gelegenheit zur Tigerjagd (Triumph-Großwild), welches mit seiner ollen Moto erfolgreich zur Strecke gebracht wurde. Ein anderer Rausfahrer scheuchte eine Münchener 1200 R durch die Kehren, oben angekommen wollte deren Besitzer gar nicht glauben, das er die verfolgenden 42 PS nicht abschütteln konnte.

Peter inner KurveDerart beliebt gemacht folgte sogleich der Talsturz. Während das Hauptfeld noch Helm und Handschuhe anlegte, schoss Peter einer talwärts fahrenden Moppedgruppe hinterher, um seine ganz speziellen Grüße darzubieten. TDM, TRX und GS1100 wurden versägt, verblasen, abgekocht. Dann verschwand er aus unserem Blick. Gerade Streckenabschnitte zwischen zwei Kehren ließen eine gute Sicht ins Tal zu, ein Kraftradfahrer war weit und breit nicht zu entdecken. Obwohl stellenweise am Limit fahrend, kamen sich die Nachfolgenden irgendwie verloren vor. Unten im Ort ein Straßencafé, kein Peter weit und breit. Nach und nach trudelten alle ein, Dieter wie immer als technischer Schluss.

Kaum angehalten, düdelte sein Telefon. Peter meldete sich mit der Nachricht seines Abfluges in Kehre 31 und bat um Hilfe. Ohne weitere Details zu erfragen, düsten Pit und Ralf bergauf, Dieter folgte etwas gemächlicher. Udo und Micha machten es sich derweil im Café gemütlich. Dummerweise beginnt die Nummerierung der Kehren im Tal, wir mussten also fast den gesamten Berg wieder hinauf. Diese Anfahrt gelang in persönlicher Bestzeit. Oben erwartete uns ein völlig ephedringeputschter Peter.

Die Motó stand einige Meter tiefer auf der Wiese. Unserem Rennrausfahrer war nichts passiert, er begann sofort mit der Schilderung des Nach der LandungEreignisses. Nach dem Hineinstechen im schärfsten Hanging'off bemerkte er zu spät, das die Linkskehre am Ausgang zuzog. Viel zu schnell für die mögliche Linie entschied er sich im Scheitelpunkt fürs Hinlegen, die Leitplanke als Alternative kam nicht in Betracht. Getrieben von den verschiedenen Trägheits- und Fliehkräften schoss die Motó in Richtung Fahrbahnrand, unterquerte die Leitplanke genau zwischen zwei Pfosten und stürzte fünf Meter tiefer in die Wiese. Peter rauschte derweil gemächlicher, auf seinem Sturzfallschirmrucksack liegend, dem Mopped hinterher. An der Leitplanke beendete er die Rodelpartie, stand auf und suchte verzweifelt seine Motó. Weder die vorher überholten Biker, noch die nachfolgenden Rausfahrer bemerkten sein Missgeschick. Während wir oben vorbeikamen, zerrte Peter unterhalb der Straße das Mopped aus dem Dreck. Da die von ihm beschäftigten Heerscharen von Schutzengeln nur die wirklich unmittelbaren Gefahren abwehrten, mussten Pit und Ralf nun bei der Bergung behilflich sein. Dieter hatte auch seinen Spaß und sorgte für die fotografische Dokumentation. Endlich wieder auf festem Boden angekommen, wurde Schadensbegutachtung betrieben. Ein mittig geteilter Vorderradkotflügel, zwei angeknickte Blinker und etwas Mutterboden am Fahrzeug waren das Resultat der Geländeeinlage.

Weitere an der Unfallstelle herumliegende Kunststoffteile entpuppten sich bei näherer Kontrolle als zu einer wohl früher dort verendeten Honda gehörig. Der ebenfalls beiliegende Inhalt eines Verbandskoffers zeugte vom nicht ganz so glimpflichen Verlauf der Teilzerlegung. Ein noch völlig intakter Rückstrahler wurde abgeschraubt und als Souvenir eingesteckt. Mit der Bemerkung, die ersten Meter etwas vorsichtiger zu fahren, entschwand Peter bald wieder aus unserem Blickfeld. abendsIm Tal wurden auch die beiden anderen informiert, danach die Tour fortgesetzt.

Es folgte die Fahrt durch eine malerische Schlucht (Sorroguda?), die von Pit, Udo und Ralf schon bei ihrer Anreise entdeckt wurde. Nach dem üblichen Fotoshooting ging es über den Passo di Fedaia in der Dämmerung, am See entlang wieder durch Canazei, Vigo, Welnschofen, Bozen und die Hausstrecke rauf nach Steinegg. Futtern im Hotel gegenüber, dazu die nötige Menge Alkoholika. Ein Rausfahrer krönte den Abend mit einem Fläschchen Schampus anlässlich seines am Dienstag stattgefundenen Namenstages.


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